Fünf Fragen an… Leo Schweibenz

Leo Schweibenz

Leo Schweibenz ist als Senior Employer Branding & Recruiting Managerin bei Zeppelin Baumaschinen GmbH tätig und sorgt für Sichtbarkeit – authentisch, humorvoll und nahbar.

Auf LinkedIn hat sie sich mit ehrlichen und unterhaltsamen Beiträgen zu Employer Branding und HR eine große und treue Community mit mehr als 10.000 Follower:innen aufgebaut. Mittlerweile ist sie deshalb auch als Speakerin gefragt.

Im Interview gibt Leo Schweibenz Einblicke in ihre persönliche Art des Corporate Influencing, spricht offen über echte Learnings und darüber, warum Sichtbarkeit für sie kein Selbstzweck, sondern ein Wir-Spiel ist – und weshalb Personal Branding, Employer Branding & Corporate Branding unbedingt zusammengehören.


Wie bist du vom Headhunting zum Employer Branding gekommen?

”Ich habe mich im Headhunting oft gefragt: Was passiert eigentlich nach der Unterschrift? Man begleitet Menschen auf einem wichtigen Weg, baut Vertrauen auf - und dann, ganz plötzlich, ist alles vorbei. Der Kontakt bricht ab, die Geschichte endet. Das hat sich für mich immer unvollständig angefühlt. Headhunting war spannend, klar - und finanziell reizvoll. Aber es geht oft nur um das eine Ziel: Vermitteln, abschließen, nächster Case. Viel strategische Zusammenarbeit mit den Unternehmen findet nicht statt. Ich hatte oft das Gefühl, nur an der Oberfläche zu kratzen, obwohl ich so viel mehr beitragen wollte. Als ich dann bei Callisto gestartet bin und erstmals ins interne Recruiting eingetaucht bin, hat sich viel verändert. Plötzlich konnte ich mitgestalten: Ich durfte eine Persönlichkeitsdiagnostik einführen, wir haben gemeinsam überlegt, wie wir Stellenprofile attraktiver gestalten und Mitarbeitende langfristig binden können. Und genau da hat es bei mir Klick gemacht: Das ist der Hebel, der wirklich etwas bewegt. Heute darf ich bei der Zeppelin Baumaschinen GmbH genau das tun - in einem Unternehmen, das mich von Anfang an beeindruckt hat: groß, mit unfassbar spannender und langer Historie, und trotzdem hat man nie das Gefühl, nur eine Nummer zu sein. Parallel begleite ich als Freiberuflerin Unternehmen dabei, Employer Branding strategisch aufzubauen - von der ersten Idee bis zur Umsetzung und Optimierung. Es geht mir dabei nie nur um Sichtbarkeit, sondern um echte Verbindung - zwischen Menschen und Unternehmen, zwischen Innen und Außen.”

Was hat sich für dich verändert, seit du als Corporate Influencerin aktiv bist?  

“Um ehrlich zu sein: Ich sehe mich gar nicht als klassische Corporate Influencerin. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber war ich oft als Ghostwriterin im Einsatz - ich habe Texte für andere geschrieben, aber selbst war ich eher im Hintergrund. Als ich dann zu Zeppelin Baumaschinen gewechselt bin, wollte ich mein Wissen über LinkedIn, Content und den Algorithmus nicht einfach dalassen. Also hab ich angefangen, selbst zu posten - einfach über das, was in meiner Woche passiert. Und wenn mal nichts los ist? Dann poste ich auch nicht. Ich mache mir keinen Stress mit festen Posting oder Redaktionspläne. Kein "Ich muss dreimal die Woche posten", kein "jeden Dienstag ein Reel". Dadurch ist das für mich super entspannt und gut im Alltag machbar - und ich bleibe dabei ganz ich selbst. Ich versuche, ehrlich zu schreiben - manchmal mit Ecken, oft mit #gedenglisch, dass ich übrigens schon benutzt habe, bevor Gen Z damit durchgestartet ist :D. Zeppelin nimmt in meinem Leben gerade viel Raum ein, weil ich dort viel lernen darf. Ich gebe Einblicke, wie ich das Unternehmen erlebe - nicht mit Logo oder Kommunikationsrichtlinien, sondern durch meine Perspektive. Authentisch und ungefiltert. Und genau das, finde ich, ist der Mehrwert: Eine Personal Brand wirkt immer auch ins Unternehmen zurück. Nebenbei begleite ich als Freiberuflerin Firmen in Sachen Employer Branding - strategisch, praktisch, vom ersten Schritt bis zur Optimierung. Und ich unterstütze bei Socialbee Migranten dabei, sichtbarer zu werden und ihre Karriere zu starten. Was sich für mich verändert hat? Viel. Ich bekomme neue berufliche Chancen - von Freelance-Anfragen bis zu Speaker-Auftritten. Und auch intern bringt es viel: Einige meiner Kolleginnen habe ich zuerst hier auf LinkedIn kennengelernt - und später beim Lunch in unserer Kantine. Und als Recruiterin ist es einfach schön, ein Netzwerk zu haben, das reagiert, empfiehlt, unterstützt - nicht riesig, aber engagiert. Und das reicht völlig, um einen echten Hebel zu haben. Vielleicht ist das auch ein kleiner Impuls an andere Corporate Influencer: Weniger nach "Corporate" klingen, weniger Hochglanz - und mehr echte Persönlichkeit zeigen. Denn genau das bleibt hängen.”

Was war dein größtes Aha-Erlebnis oder Learning aus deiner Rolle als Corporate Influencerin?

“Mein größtes Aha-Erlebnis? Dass Sichtbarkeit nur dann funktioniert, wenn sie wirklich von innen kommt. Es gab keinen großen "Einen-Moment", sondern viele kleine - zum Beispiel, wenn Beiträge, die aus dem Bauch heraus entstanden sind, plötzlich viel mehr Resonanz erzeugt haben als perfekt geplante Inhalte. Ich habe früh gemerkt: Menschen spüren, ob etwas echt ist oder nur ein weiterer Post im Content-Kalender. Und genau deshalb schreibe ich nur, wenn ich wirklich etwas zu sagen habe. Ich mache mir keinen Druck, regelmäßig zu posten - sondern halte es bewusst locker. Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch viel näher an dem, was ich wirklich bin. Ein großes Learning war auch: Je mehr ich bei mir bleibe, desto größer ist die Wirkung - und desto besser funktioniert das Zusammenspiel mit meinem Arbeitgeber. Ohne Corporate-Design-Pflicht, ohne Kommunikationsrichtlinien. Sondern einfach, weil ich mein Umfeld so zeige, wie ich die Zeppelin Baumaschinen GmbH erlebe. Und genau hier kommt auch meine kritische Sicht ins Spiel: Viele Corporate Influencer wirken heute wie ein verlängerter Arm der Unternehmenskommunikation. Glatt, austauschbar, visuell auf Hochglanz poliert - aber ohne echte Haltung. Das Problem? Das wirkt nicht. Es berührt nicht. Es bleibt nicht hängen. Mein Learning: Wenn Unternehmen auf Corporate Influencer setzen wollen, dann bitte nicht im Sinne von "Content-Maschine mit Logo", sondern als echte Menschen mit eigener Stimme. Vertrauen statt Kontrolle. Persönlichkeit statt PR. Denn am Ende geht's nicht um Likes - sondern das Connecten. Und die entsteht nur, wenn man sich wirklich zeigt.”

Was macht dir an der Arbeit als Corporate Influencerin am meisten Spaß - und was nervt dich?

“Ganz ehrlich? Ich liebe das, was ich mache - und deswegen nervt mich tatsächlich kaum etwas daran. Ich sehe es gar nicht als "Pflichtaufgabe", sondern als Teil meiner Persönlichkeit. Am meisten Freude macht mir definitiv der Austausch. Ich habe ein richtig tolles Netzwerk aufgebaut - kein Massenpublikum, aber Menschen, mit denen echter Dialog entsteht. Die kommentieren, empfehlen, mich challengen - und manchmal auch einfach nur supporten. Was mich auch immer wieder begeistert: Die Möglichkeiten, die sich ergeben. Von spannenden Jobangeboten über Fachartikel bis hin zu Speaking-Formaten - ich bekomme dadurch nicht nur Sichtbarkeit, sondern werde auch als Expertin wahrgenommen. Und das ist ein riesiger Motivationsschub. Es gibt mir das Gefühl, dass das, was ich tue, wirklich einen Wert hat. Was nervt? Vielleicht, dass viele den Begriff "Corporate Influencer" immer noch falsch verstehen - als Buzzword oder Marketingtool (weshalb ich es nie nutze :D). Dabei geht's doch darum, Persönlichkeit zu zeigen, nicht Produkte zu verkaufen. Aber selbst das nervt mich eigentlich nicht - es motiviert mich eher, es anders zu machen. Einfach auf Leo Style :D”

Was würdest du dir wünschen - für dich, für dein Unternehmen oder für die Zukunft von Corporate Influencern im Recruiting?  

“Ich wünsche mir mehr Mut - bei Unternehmen und bei den Menschen, die sich sichtbar machen wollen. Weniger Vorgaben, weniger Abstimmungsloops, weniger Angst davor, dass jemand mal etwas "Falsches" sagt. Und stattdessen mehr Vertrauen in die Persönlichkeit und Expertise der eigenen Mitarbeitenden. Gerade im Recruiting wäre es so wichtig, echte Einblicke zu geben. Keine gestellten Fotos voll mit Karriere-Slogans und Floskeln, sondern echte Stimmen aus dem Team. Menschen folgen Menschen - nicht Stockfotos. Für mich persönlich wünsche ich mir, dass ich weiterhin so frei und selbstbestimmt arbeiten kann wie jetzt. Dass ich Projekte machen darf, die sinnvoll sind, und Menschen mit meiner Erfahrung unterstütze - sei es im Corporate Kontext, im Recruiting oder bei Initiativen wie Socialbee.

Was ich mir aber besonders wünsche - auch aus strategischer Perspektive: Ist das wir endlich aufhören, Personal Branding, Corporate Branding und Employer Branding als drei voneinander getrennte Säulen zu betrachten. In der Realität hängen sie viel enger zusammen, als vielen bewusst ist. Ja, Personal Branding kann auch unabhängig vom Unternehmen funktionieren - zum Beispiel bei Selbstständigen. Aber in einem Unternehmenskontext wird es erst dann richtig kraftvoll, wenn starke Personal Brands das Corporate Brand glaubwürdig mit Leben füllen. Denn eine starke Unternehmensmarke entsteht nicht nur durch Kampagnen oder Designrichtlinien, sondern durch Menschen, die ihre Perspektive teilen, Haltung zeigen und für etwas stehen. Employer Branding ist dabei die Brücke - es verbindet die Sichtbarkeit der Einzelnen mit dem Gesamtbild des Unternehmens.

Fazit: Es sind keine drei getrennten Säulen, die unabhängig nebeneinanderstehen - sondern ein Zusammenspiel. Ein echtes Wir-Spiel. Und genau so sollten wir es auch denken, leben und kommunizieren.”

 

Vielen Dank für das Interview, Leo! Wer jetzt Leo als Corporate Influencerin auf LinkedIn selbst erleben möchte, hier geht’s zu ihrem Profil.